Konzert in der Presse

Klosterkirche Alpirsbach Orgel - Matinée
"Klangraum" spielt wie aus einem Geist
Mit vier Händen und Füßen gaben Sun Kim und Christian David
Karl eine Orgelmatinee.
Von Art Tatuırı einem Jazzpianisten, gibt es die Geschichte,
dass er sich, blind und fantastischem Gehör ausgestattet, ein
Klavierstück beibrachte, das eigentlich für vier Hände geschrieben
war. Dies spricht für seine Virtuosität, aber auch für das
Zusammenspiel der beiden Pianisten, sie spielten wie
So auch am Sonntag in der Orgelmatinee in Alpirsbach. Das Duo
KlangRaum mit Sun Kim und Christian David Kari spielte aus einem
Geist. Jeder Einsatz, jeder Atemmoment, alle durch das Register
gehenden Linien kamen wie aus einem Guss. Die Anfangsakkorde vom
Präludium in C-Dur von Johann Georg Albrechtsberger, vom tiefen
Bass hoch in den Diskant. Die dank vier Händen liegenbleiben
konnten, schickten die erste Klangfülle in den Kirchenraum. So viele
Töne, so viele Akkorde, und nie eine Schwere, kein Stehenbleiben,
immer im Fluss, dem Neuen gewahr, so kam die ganze Musik dieser
Orgelmatinee daher. Tänzerisch und leichtfüßig die Fuge, die ihr
Thema in allen Lagen erklingen ließ, durchsichtig gespielt. Eine
Komposition, die original für Orgel zu vier Händen geschrieben
wurde.
Melancholie des Stücks
Nicht so die Pavane von Gabriel Fauré. Ursprünglich für
Orchester geschrieben, wird sie gerne in unterschiedlichen
Besetzungen gespielt. Kim und Karl wechselten die Plätze, und die
feinen Schritte im Bass gehörten nun der Frau an der Orgel. Auch
hier, ein schönes. vorangehendes Tempo. Feine Registrierungen.
Durchsichtige Soli in der Oberstimme, der Melancholie dieses Stücks
trotzdem gerecht werdend.
Die Orgelmatinee kam in etwas neuem Gewand daher. Die
Orgelverfahrung fand am
Samstag statt, der Altar wird dadurch verdeckt. Der
Gottesdienst wurde zu einer kleinen
Andacht mit Orgelmatinee. Pfarrer Paul Bräuchle Worte waren
gut gewählt. Klare kurze Bilder wurden vermittelt, die ihren eigenen
Raum einnehmen konnten, ein innerlich geistiger Raum, der von der
Musik in einen hörbaren Klangraum geführt wurde.
Vom deutsch-schwedischen Komponisten Franz Berwald
erklang ein ländliches Hochzeitsfest“. Am Pult wurde wieder
gewechselt: Karl unten, Kim oben In der Mitte des Werkes sprach
Bräuchle den Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte", anschließend die
Pastorale. Die einem mit Kuckucksrufen und Vogelgezwitscher, grünen
Auen und sonnigem Wetter an nichts mangeln ließ.
Vier Füße an den Pedalen
Ein Höhepunkt der Matinee war die
Improvisation von den zwei K's. „Wir wissen noch nicht. Was
Sie hören werden", meinte Karl. „Wir sprechen zusammen. über
dasselbe Thema, aber vielleicht auch aneinander vorbei, wie
das halt manchmal so ist." Sie sprachen zusammen, ließen die Klänge
entstehen, einen feinen flimmernden Untergrund,
freundliche Gespräche, intim und frei, sich zuhörend, aufeinander
eingehend, auch neckisch: „was sagst Du dazu? " Hände
zogen Register, mal hier, mal dort, alle vier Füße nun an den
Pedalen
Das „Meisterwerk des Nichts", so Pierre Boulez über Ravels
abschließenden Bolero, fordert immer wieder heraus. Den
durchgehenden Rhythmus in der unteren Stimme, nun wieder Kim,
fordern höchste Konzentration über fast 15 Minuten hinweg. Klug
wurde er relativ leise registriert, das ließ den dazukommenden
Stimmen Raum und das lange Crescendo wurde stetig bis zum Höhepunkt
in gleichbleibenden Tempo gekonnt umgesetzt.
Es erklang begeisterter Applaus des zahlreich erschienen Publikums.
Ursula Schnidrig